Arbeiten im „New Normal“: Stoff(e) der Zukunft
Der IGEPA-Expertentalk vom 29. Juni 2022
»Machen ist mutiger als wollen« – unter diesem Motto diskutierte eine spannende Runde auf Einladung der IGEPA Akademie bei E. Michaelis in Hamburg: Zu Gast waren Melanie Bromeis (Managing Director, Agentur elevenfifteen), Dr. Theres Konrad (Lernprozessgestalterin & -begleiterin), Andreas Plettner (Medienschiff Bruno) sowie Carl von Waldstein (Key Account Manager, Mondi group).
Sabine Reister (Content & Event Managerin, IGEPA) übernahm dabei nicht nur die Moderation, sondern führte mit einem packenden Impuls in das Thema ein. Die komplette Veranstaltung können Sie HIER nochmals ansehen.
Nicht immer zählt die Effizienz
So schilderte Sabine Reister aus ihren Erfahrungen im Unternehmen IGEPA, welche essenziellen Punkte zu mehr Robustheit gegenüber Krisen und äußere Einflüsse führen – nicht immer ist es die Effizienz, die im New Normal gefragt ist und zu erfolgreichem Agieren in und für die Zukunft verhilft. Drei Schlagworte kristallisierten sich dabei heraus, die auch in der anschließenden Diskussion immer wieder Einzug hielten:
• Zugehörigkeit: Corona machte schmerzlich deutlich, wie wichtig das Agieren in der Gemeinschaft ist. Dass dabei jeder das Recht auf Teilhabe hat, divers aufgestellte Teams leistungsfähiger sind und die Gemeinschaft von jedem Einzelnen profitieren kann, sollte nicht nur stärker ins Bewusstsein rücken – es sind Bausteine für mehr Widerstandsfähigkeit.
• Selbstwirksamkeitserfahrung: Für das Machen ist eine Erkenntnis unabdingbar – »ich kann das, weil ich das so will«. Wer Zweifel an seinem Tun hegt, sollte sich ruhig vor Augen führen, dass das eigene Schaffen durchaus besonders ist. Getreu den Fantastischen Vier: »Jeder würde es machen, wenn es einfach wäre«.
• Sinnerfüllung: Kaum ein anderer Wunsch hat sich im New Normal so deutlich herauskristallisiert wie der nach echter Sinnhaftigkeit in unserem Tun. Die Kreativität muss dafür wieder von heimischen Bildschirmen zurück in die Unternehmen – lassen Sie Besuche zu, gehen Sie auf Messen und Veranstaltungen, so der Aufruf von Sabine Reister.
Mutmacher in der Talkrunde
So unterschiedlich die beruflichen und persönlichen Hintergründe der Talkgäste auch waren, eines hatten sie gemeinsam: Sie sind Mutmacher und Ideengeber. Im Gespräch mit Andreas Plettner, der nach journalistischen Stationen wie der BILD und der ZEIT nun als Marketingleiter des Medienschiffs Bruno agiert, stellte dieser fest, dass »Innovationen immer auch aus Notwendigkeiten entstehen«. Mit Einblicken in die Medien-Manufaktur wurde deutlich, dass hier natürlich analog und digital gedacht wird, das Herz jedoch für Print und seine Möglichkeiten schlägt. »Dabei muss man Dinge einfach in die Hand nehmen. Oder, um es mit Verleger Oliver Wurm zu sagen: ›Auf die Fresse fallen ist auch eine Vorwärtsbewegung‹«, so Andreas Plettner. Mit Printproud, dem eigenen Magazin des Medienschiffs Bruno, ist der Sprung ins kalte Wasser jedenfalls gelungen. Machen ist mutiger als wollen!
»Auf Innovation drängt nur der, der einen Mangel erkennt oder selbst erleidet, also „neu machen“ muss!«
Andreas Plettner, MedienSchiff BRuno, Hamburg
»Ob du denkst, du kannst es, oder du kannst es nicht: Du wirst in jedem Fall Recht behalten.«
Dieser Meinung war nicht nur einst Henry Ford, sondern auch der zweite Talkgast der Runde, Dr. Theres Konrad: »Es kommt immer auf die eigene Einstellung im Leben an, denn dieses Wollen ist die Grundvoraussetzung fürs Machen«, so fasst es die sympathische Nachhaltigkeitswissenschaftlerin zusammen. Wie geht sie mit dem überstrapazierten Begriff »Nachhaltigkeit« um? »Letztlich bedeutet eine nachhaltige Entwicklung, dass wir unsere Bedürfnisse befriedigen und gleichzeitig dafür sorgen, dass auch die der künftigen Generationen befriedigt werden können. Wir müssen wieder ein Gleichgewicht von Ressourcen und Verbrauch herstellen – ich nenne das gern ›Yoga für den Planeten‹. Regenerative Designansätze sind hierfür ein aktiver Beitrag«. Darüber hinaus empfiehlt die weit gereiste Kreative, sich immer vor Augen zu führen, dass »das Leben jetzt stattfindet«.
»Menschen sind wie Samen, die unter den passenden Bedingungen sprißen, gedeihen und Früchte tragen.«
Dr. Theres Konrad, Lüneburg
Zwei Wörter, die alle Türen öffnen: Drücken und Ziehen
Mit Carl von Waldstein wurden die Zuschauer mit in die kreative Produktionsstätte von Mondi entführt – hier entsteht unter anderem die erfolgreiche Papiersorte Pergraphica, die inzwischen sogar Cradle to Cradle zertifiziert ist. Nachhaltigkeit ist dabei nicht nur ein Anliegen, sondern auch Teil einer fortwährenden Reise: »Drücken und Ziehen, manchmal muss man auch die Türe ganz aushängen, um sie zu öffnen – gerade in Krisenzeiten und in einem unsicheren Geschäftsfeld ist neues Denken erforderlich«. Der spannende Background des Key Account Managers, der neben BWL auch Afrikawissenschaften studierte, zeigt, dass im New Normal nicht nur stromlinienförmiges Wissen gefragt ist.
»Das Digitale ist ebenso wichtig wie das Analoge und funktioniert nur als „Digilog“ im Zusammenspiel«
Carl von Waldstein, Mondi group, München
elevenfifteeen – die kreativste Zeit des Tages
Gleich zu Beginn verrät Melanie Bromeis die Bedeutung ihres Agenturnamens, denn laut Studien ist Viertel nach Elf die kreativste Zeit des Tages. Sie gründete elevenfifteen in London und setzte ihren Weg auch dann mutig fort, als sich der ehemalige Agenturpartner anderweitig orientierte. Zielstrebig geht Melanie Bromeis mit ihrem Team seit jeher die verschiedensten Herausforderungen an und verrät im Talk ihr persönliches »Mutrezept«: »Man darf keine Angst haben und muss einfach starten. Schließlich kann man sich ohnehin nie sicher sein, wie es weiter geht. Aber für alles, was kommt, gibt es eine Lösung«. Besonders erfolgreich arbeite man zudem mit Unternehmen zusammen, die schnelle Entscheidungen treffen – auch eine Frage des Mutes.
»Ein besonderes Endprodukt ist nicht die Leistung eines EInzelnen, der Agentur oder die des Kunden, sondern ist echtes Teamwork. Teamwork hat seinen Wert«
Melanie Bromeis, eleventfifteen, Hamburg/London
»Jeder würde es machen, wenn es einfach wäre«
In eineinhalb Stunden wurde deutlich, was erfolgreiche Akteure mit unterschiedlichen Zielen und Hintergründen miteinander verbindet: Sie haben keine Angst vor dem Scheitern, sind offen und neugierig und »machen einfach«. Das Vertrauen in sich selbst und das Schmieden von Allianzen zählen hier ebenso dazu wie Lebenslust und das sprichwörtliche Glück des Tüchtigen. Im Herbst geht es inspirierend weiter mit unserer Talk-Reihe zum Thema »Stoff(e) der Zukunft« – wer sich zuvor eine Portion Mut abholen möchte, kann sich HIER nochmals die Veranstaltung vom Juni ansehen.