Rückblick

Verborgene Schätze – Stoff(e) der Zukunft

Der IGEPA-Expertentalk vom 07. Dezember 2021

Zu einer spannenden Runde mit lebhafter Online-Beteiligung der Zuschauer trafen beim IGEPA-Expertentalk am 7. Dezember echte Macher*innen zusammen. Katrin Oeding, Soraya und Max Kuehne sowie Florian Pfeffer loteten Ansätze für eine kreative und lebenswerte Zukunft aus.

Die Gäste des Dezember-Talks nahmen am runden Tisch bei Michaelis in Reinbek Platz – Zuschauer konnten coronabedingt nur online dabei sein: Diese verfolgten zunächst eine Keynote des Designers, Autor und Politiker Florian Pfeffer, der das Offensichtliche mit vielen klugen Gedanken sowie Lösungsansätzen untermauerte.

»Es gibt nicht nur eine Zukunft und diese ist schon gar nicht planbar, wie wir in den letzten Jahren gesehen haben. «

Florian Pfeffer, one/one Studio, Bremen/Amsterdam

. »Zwei Themen werden die nahe Zukunft dennoch prägen, führte Florian Pfeffer aus. »Zum einen der Klimawandel, zum anderen aber auch die globale Vernetzung«. Dass letztere unbedingt aktiv gesteuert werden muss, wurde jüngst deutlich: Ein einziges quergestelltes Containerschiff reichte aus, um Handelsketten zum Reißen zu bringen. »Wir alle müssen daran arbeiten, dass aus den unterschiedlichen möglichen ›Zukünften‹ die bestmögliche Option Realität wird«, so der jüngst wieder zum Bremer Landesvorstand der Grünen gewählte Kreative. Mit der Gründung von ito ito entwickelt er beispielsweise gemeinsam mit seiner Partnerin Friederike Pfeffer eine digitale Produktionsplattform, um der ressourcenverschlingenden Marktmechanismen der Modebranche entgegenzuwirken.  Dass 40 % aller hergestellten Kleidungsstücke niemals getragen werden, empfindet er als Skandal – den dabei 1,2 Millionen Tonnen produzierten CO2-Ausstoß jährlich ohnehin. Als Gedankenanstoß bringt er Ezio Manzini mit seinem zukunftsweisenden Szenario SLOC als Lösungsansatz ins Spiel – small, local, open, connected. Bei ito ito haben Modedesigner*innen die Möglichkeit, ihre Entwürfe ab Stück 1 rentabel zu vermarkten – produziert wird erst nach tatsächlicher Bestellung des Endkunden (https://www.itoi.to/).

Exportschlager Nachhaltigkeit?

Bei Katrin Oedings erster Purpose GmbH Deutschlands spielt Wissenstransfer ebenfalls eine Rolle: Wildplastic lässt Plastikmüll vorwiegend in afrikanischen Ländern von Locals einsammeln und stellt hieraus Müllbeutel her. Das schafft einerseits Arbeitsplätze vor Ort, transferiert Recycling-Know-how und lässt ein nachhaltiges Produkt entstehen.

Soraya und Max Kuehne bewahren wiederum mit der Übernahme einer renommierten Hamburger Buchbinderei handwerkliches Know-how.

»Für uns gilt – je hochwertiger, desto nachhaltiger. Hochwertiges wird schließlich nicht so leichtfertig weggeworfen«

Soraya und Max Kühne, Paperlux, Hamburg

»Wobei wir das Handwerk ein Stück weit neu definieren – ob Personalführung oder Ideenfindung, wir brechen hier alte Strukturen auf«, erzählt Max Kuehne. Vertragen sich denn die Luxusbrand-Kunden des Paperlux Studios mit dem Thema Nachhaltigkeit? , Soraya Kuehne, die für den administrativen Part im Paperlux Studio sowie bei wearebookbinders verantwortlich ist beantwortete diese Frage im Talk. »Offenheit und Networking sind für mich Bausteine einer erfolgreichen Zukunft«.

Schätze – im Kleinen wie im Großen

Katrin Oeding stimmte diesem Gedanken absolut zu und erzählt von einem weiteren Herzensprojekt: »Stop The Water While Using Me«.

»Wir haben vor 15 Jahren ein Problem darin gesehen, dass beispielsweise Hotels Unmengen kleiner Einwegprodukte in Plastikverpackungen verwenden.«

Katrin Oeding, Studio Oeding, Hamburg

»Die Lösung lag im ersten Re-Fill-Produkt in diesem Segment. Natürlich hat das zum damaligen Zeitpunkt nicht jeder verstanden – die Herausforderung lag darin, eine Identität zu schaffen, die dem Konsumenten diese Geschichte erzählt«. Und auch bei Wildplastic liegt ein großer Fokus auf der Gestaltung: »Wir möchten ja nicht belehren, sondern an die Hand nehmen. Herkömmliche Recyclingprodukte sind optisch sehr zurückhaltend; Wild Plastic sollte hingegen mit einem starken Design auftreten.«

Das generelle Fazit des Abends lieferte Katrin Oeding auch gleich mit: Man muss einfach das anpacken, was man anpacken kann! Zustimmendes Nicken in der Runde und auch Moderatorin Sabine Reister war mit dem engagierten und inspirierenden Talk sichtlich zufrieden.


Graphic Recording zum Expertentalk Verborgene Schätze,
Copyright: Antje Dennewitz, Dresden

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