Der Online Expertentalk vom 15.06.2021 Weis(s)e Magie- Material berührt – Online auch?!
Die IGEPA lud im Juni erneut zum Expertentalk und eine illustre Gästerunde fand sich zum Thema »Weis(s)e Magie. Material berührt – Online auch?« gerne ein: So stellte Rüdiger Quass von Deyen, Prodekan der FH Münster School of Design sowie Mitinhaber von KD1, in seiner Keynote starke Thesen auf, die ein Umdenken in puncto Print untermauern. Zu den weiteren Gästen zählten Kristina Horn (Sappi), Jochen Rädeker (Strichpunkt / Dekan HTWG Konstanz), Marian Rappl (VDMB) sowie der Designer Rafael Bernardo.
Die klassische lineare Kommunikation ist Vergangenheit – heute ist jeder Sender und Empfänger zugleich, die Aufmerksamkeitsspanne wird kürzer und folglich müssen Medien neu gedacht werden. An diesem Punkt verändert sich auch die Funktion von Printobjekten. »Aus der Zunahme der Printtitel auf dem Zeitschriftenmarkt in Kombination mit sinkenden Auflagen lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass es immer fokussiertere, aufmerksamkeitsstärkere Objekte gibt.« Wenn also Print, dann bedarf es einer klaren Positionierung, mutige Inhalte sowie eine hochwertige Aufmachung.
»Das Internet bietet breite, die Mobile Devices schnelle und Print tiefe Informationen.«
Rüdiger Quass von Deyen
Nach dieser spannenden Exkursion in die erfolgreiche Konzeption von echten Reading Experiences, visuell untermauert mit den erfolgreichen Hochschulmagazine Rhizom und Fraek, knüpfte Moderatorin Sabine Reister, Produktmanagerin IGEPA, an diesem Punkt an und fragte Kristina Horn, Marketing und Kommunikation bei dem gastgebenden Unternehmen Sappi, nach Ihrem ganz persönlichen Berührungspunkt zum Gedruckten.
»Print darf im Kommunikationsmix in keinem Fall fehlen. Wir erhalten so viele Informationen, oft sogar parallel, da ist ein anfassbares Produkt nicht nur sehr aufmerksamkeitsstark, sondern bringt auch ein wenig Ruhe mit sich.«
Kristina Horn
Mit einem virtuellen Rundgang durch das Sappi-Werk in Finnland ließ die Papierexpertin atmosphärisch in die analoge Welt eintauchen und erläuterte, warum das Kundenmagazin des Unternehmens, »Lift off«, auf so positive Resonanz bei den Empfängern stößt – ein intelligenter Themenmix auf einer hochwertigen Papiersorte passt zu einem Satz, der eine These Jochen Rädekers ist: »Richtig ist das neue schön«. Dieser verriet im Anschluss ein wenig mehr über die Namensgebung der IGEPA-Papiersorte Heaven 42, deren kommunikativer Schöpfer einst Strichpunkt war. Ein kleiner filmischer Ausschnitt aus den Strichpunkt-Arbeiten der vergangenen Jahre zeigte schließlich eindrucksvoll die rasante Entwicklung der Agentur, die 1996 naturgemäß sehr analog startete, seither niemals stillstand und inzwischen mit einer Dependance in Shanghai zu den erfolgreichsten in Deutschland zählt.
»Konsistenz in der Markenführung ist das oberste Gebot – das gilt für alle Touchpoints«
Jochen Rädeker
Er berichtete zudem, wie sehr Deutschland und die Kreativausbildung in puncto Digitalisierung im Vergleich zu China nachhinkt. »Aber trotzdem ist dort Papier geschätzt, allerdings muss es hochwertig sein. Das Überreichen einer Visitenkarte ist beispielsweise nach wie vor ein wichtiges Statement.« Auf die allgemeine Frage in die Runde, welches Wort das Jahr 2021 prägt, nennt Jochen Rädeker die »Null-Inzidenz und damit den Neustart«, während für Rüdiger Quass von Deyen der Begriff »Lernen« im Vordergrund steht und Rafael Bernardo die »Transformation« in den Raum wirft. Marian Rappl charakterisiert 2021 mit der ermutigenden Aufforderung »Neues wagen« – ein Statement, das der Verband Druck & Medien Bayern auch seinen Mitgliedern immer wieder mit auf den Weg gibt und dabei selbst die Vorreiterrolle übernimmt.
»Gerade in den letzten Monaten waren wir als starker Partner in Krisenzeiten sehr gefordert. Wir wollten nicht nur stetig informieren, sondern auch Leitplanken vorgeben, wie sich diese Situation bestmöglich managen lässt«
Marian Rappl
Bereits vor Corona gab der VDMB mit einer umfangreichen neurowissenschaftlichen Studie ein praxisnahes Tool heraus und auch der eigene Jahresreport 2020 glänzt mit viel Liebe zum Detail. Mit Rafael Bernardo war die Runde komplett, dessen kreatives Element ein fluides ist: »Be water my friend« ist sein persönliches Credo, das sich sowohl in freien als auch in Auftragsarbeiten wie beispielsweise für Rosenthal niederschlägt. Dabei handelt es sich um eine Kreativtechnik, mit der er sich und seinen Workflow zielgerichtet reflektiert. Wie fokussiert und gänzlich uneitel er als Gestalter agiert, attestierte schließlich Michael Fritz von Viva Con Agua, eine NGO, die ihr Engagement für den weltweiten Zugang zu sauberem Trinkwasser mit vielfältigen kreativen Mitteln kommuniziert und dabei auch auf Rafael Bernardo zählt.
»Vielfalt im Ausdruck und in den Themen ist der Stoff für meine Neugierde. Mit Rosenthal verbindet mich der gemeinsame ästhetische Anspruch. Viva Con Agua ist hingegen wie eine große Familie«
Rafael Bernardo
Die Talkzeit verging wie im Flug und bevor Ricardo Normann (IGEPA Akademie) alle in den EM-Abend verabschiedete, stand noch die Frage im Raum, was die Teilnehmer mit Fußball verbinden. Rüdiger Quass von Deyen bekannte sich als Schalke-Fan, Rafael Bernardo wählte das Schwarz-Weiss des Balls und Kristina Horn freute sich ebenso wie Jochen Rädeker und Marian Rappl auf ein spannendes EM-Spiel.
Die Weis(s)e Magie konnte zwar nicht ins Stadion schwappen, trägt aber sicher bis zum nächsten IGEPA-Talk im Herbst. Auch hier wird die Visual Storytelling-Spezialistin Antje Dennewitz alle Eindrücke der Diskussion wieder in einem Bild bannen.
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