Rückblick

Multitalent oder Spezialist*in

Der Online Expertentalk vom 23.11.2020
Multitalent oder Spezialist*in – Berufe und Berufung in Zukunft

Was braucht die sich rasant wandelnde (Arbeits-)welt heute eigentlich? Ist es die Fokussierung auf eine Begabung oder aber ein breitgefächertes Portfolio? Diese Frage versuchte Sabine Reister (Produktmanagerin IGEPA) gemeinsam mit Ricardo Normann (IGEPA Akademie) sowie dem Gastgeber Lessebo und spannenden Talk-Gästen zu ergründen.  

Mit einem international agierenden Spezialisten startete die unterhaltsame Runde: Peter Dahmen, Designer und Paper Engineer, avancierte mit seinen aufwendigen Pop-up-Umsetzungen und noch aufwendigeren Videos hierzu binnen zehn Jahre zu einem der bekanntesten Kreativen seines Genres. Schon der erste Clip über Klappobjekte, die während seines Studiums entstanden, wurde bislang 5 Millionen Mal angesehen – dabei entstand das Erstlingswerk eher zufällig. »Für das Studium sollten wir dreidimensionale Objekt aus Papier gestalten. Um meine Modelle möglichst problemlos in der Straßenbahn transportieren zu können, konzipierte ich sie als faltbare Konstruktionen«. Erst viele Jahre später entwickelte sich aus dieser Leidenschaft, mit Papier zu arbeiten, tatsächlich die Spezialisierung auf Pop-up-Lösungen.  

»Mein Talent liegt in erster Linie darin, immer wieder scheitern zu lernen und nicht aufzugeben «

Peter Dahmen

Auch Christine Moosmann, Chefredakteurin des internationalen Fachmagazins novum World of Graphic Designs, sieht sich eher spezialisiert, wenngleich ihr Berufsbild ganz unterschiedliche Rollen bereithält. Auch ihr Jahr 2020 war sehr bewegt und arbeitsintensiv, sie stellte jedoch auch positive Entwicklungen in der Branche fest.: Es entstanden einfach Zwänge, neu zu denken, kreativ zu sein, ungewöhnliche Lösungen zu entwickeln.«

»Man braucht schon den Blick für das Ganze und muss Bogen spannen können, selbst wenn man ein Spezialgebiet abdeckt«

Christine Moosmann

Schon ging es 1000 Kilometer in Richtung Norden zu Max Peters, Sales Manager Lessebo Bruk, der von einer Neuigkeit berichtete, die die ganze Talk-Runde erstaunte: Die 1658 gegründete Papierfabrik, idyllisch in Småland gelegen, optimierte ihre Prozesse radikal im Sinne der Nachhaltigkeit und kann nun mit nur 22 Kilogramm Co2-Ausstoß pro Tonne Papier aufwarten. Zum Vergleich: Im Schnitt liegt der CO2-Ausstoß in der Branche bei über 600 Kilogramm pro Tonne.  

Schon ging es 1000 Kilometer in Richtung Norden zu Max Peters, Sales Manager Lessebo Bruk, der von einer Neuigkeit berichtete, die die ganze Talk-Runde erstaunte: Die 1658 gegründete Papierfabrik, idyllisch in Småland gelegen, optimierte ihre Prozesse radikal im Sinne der Nachhaltigkeit und kann nun mit nur 22 Kilogramm Co2-Ausstoß pro Tonne Papier aufwarten. Zum Vergleich: Im Schnitt liegt der CO2-Ausstoß in der Branche bei über 600 Kilogramm pro Tonne.  

»In der Familie gelte ich vielleicht tatsächlich als ›Papieridiot‹, aber eigentlich bin ich Generalist in Sachen Papier mit Spezialisierung auf Lessebo«

Max Peters

Mit einem Einspieler von Viktoria Ringleb, Geschäftsführerin AGD, wurde das Thema auf die Frage gelenkt, wie sich denn der Nachwuchs präsentieren soll – als eine(r) für alles oder doch lieber fokussiert? »Der große Bauchladen und ›ich kann alles‹ sind nicht mehr zeitgemäß«, konstatiert sie. »Spezialist in einem Netzwerk von Spezialisten zu sein, das ist heute gefragt«.  

Dieser These können auch Friederike und Florian Pfeffer etwas abgewinnen, wenngleich deren kreatives Denken breit angelegt und durchaus generalistisch ist: 

Wir gehen sehr problemorientiert an Aufträge heran – so wird aus einem vom Kunden zunächst angedachten Buch vielleicht doch eher eine Installation oder ein Event

Friederike Pfeffer

Als Designer kann man ja – ähnlich wie in der Politik – nicht nur das Sichtbare, sondern auch das Unsichtbare dahinter gestalten. Darüber hinaus bin ich immer auf genau das neugierig, von dem ich keine Ahnung habe – dann ist auch das Verknüpfen von Spezialisten gefragt

Florian Pfeffer

 Mit abschließenden Buchempfehlungen für Weihnachten ging die inspirierende Runde, wie immer illustrativ und charmant eingefangen von Antje Dennewitz, zu Ende: Die Biografie »Susan Sontag« von Benjamin Moser, ECCO Verlag (Friederike Pfeffer), »Die Redaktion« von Benjamin Friedrich, Katapult Verlag (Christine Moosmann), »Im Grunde gut« von Rutger Bregman, Rowohlt Verlag, (Max Peters), »Die Cops ham mein Handy«, Reclam (Florian Pfeffer) sowie »Vom Blatt zum Blättern« von Franziska Morlok und Miriam Waszelewski, Hermann Schmidt Verlag (Peter Dahmen) werden sich hoffentlich auf den Gabentischen finden. 

Und vielleicht kommt man beim nächsten Online-Experten-Talk am 23. Februar zum Thema »Begeisterung, Bildung Bücher … wie Zukunft gelingt« sogar auf einen der Titel nochmals zu sprechen …   


Graphic Recording zum Expertentalk am 23.11.2020 Copyright: Antje Dennewitz, Dresden, www.antjedennewitz.de

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